Der Collie-Charakter
Auch ein Collie kann, wie jeder andere Hund, seine Intelligenz nur entwickeln, wenn er in ständigem Kontakt mit seinem Herren gefordert wird. So erreichte der Collie lange vor seinem deutschen Kollegen seine Popularität auch als “Diensthund”! Denn es wird von einer Collie-Hündin berichtet, die als Sanitätshund im 1. Weltkrieg zu höchsten Ehren, durch ihren Einsatz, Mut und ihre Zuverlässigkeit kam. Der Collie lernt erstaunlich viele Worte zu verstehen und handelt oft in verblüffender Weise selbständig. In diesem Zusammenhang wird berichtet, dass ein Schafzüchter eine Herde mitsamt des sie bewachenden Collies an einen ca. 20-30 Meilen entfernt wohnenden Kollegen verkaufte. Dieser neue Besitzer sperrte nun die Schafe und den Collie für längere Zeit in einen Stall ein, um sie an sich und seinen Hof zu gewöhnen. Nachdem er meinte, diese Eingewöhnungszeit wäre ausreichend gewesen, ließ er den Collie mit seiner Herde wieder raus auf die Weide. Nach Tagen tauchte der Collie bei seinem ehemaligen Besitzer wieder auf, aber nicht allein, er hatte seine komplette Herde ebenfalls gesund und vollständig über diese Entfernung mitgebracht. ![]() Natürlich bedarf das Erlernen und Anwenden einige Zeit, bis sich der Hund so auf seine Familie eingestellt hat, doch je mehr man sich mit dem Collie befasst, je intensiver man ihn erzieht, desto schneller geht das gemeinsame einander Verstehen. Colliebesitzer, die laut vor sich hin plaudernd mit ihrem Hund Spazierengehen, werden oft für ein wenig verrückt gehalten. Der Collie seinerseits neigt aber genauso dazu, all seine Gemütsregungen mit Tönen zu unterstreichen, er “spricht” mit seinem Herrn. Weniger angenehm kann die Bellfreudigkeit der Collies sein, die man von klein auf zügeln sollte. Collies verbellen vorbeifliegende Vögel, durch den Garten schleichende Katzen, Ball spielende Kinder, dicht am Zaun vorbeigehende Spaziergänger, Briefträger, alle Besucher usw. Wenn man nicht weit ab von Nachbarn wohnt und froh ist, die Stimme seines Hundes zu hören, muss man, um sich Ärger zu ersparen, frühzeitig erzieherisch eingreifen. Die Erziehung beim Collie ist einfach, so dass auch der Anfänger mit ihm Freude hat. Von sich aus ist der Collie lernbegierig und versucht von seinem Herrn vor allem Lob zu erheischen. Ein Leckerbissen zur Belohnung kann Wunder wirken. Collies sind richtige Clowns und machen mit Begeisterung mit, solange auf beiden Seiten Spaß an der Sache herrscht. Drill und Zwang machen den Collie stur. Immer das gleiche zu üben langweilt ihn, was manchen Ausbilder, der intensiv auf eine Prüfung hinarbeitet, zum Wahnsinn treiben kann. Hat der Collie nämlich durchschaut, dass er sich unter psychischem Stress, um die Vervollkommnung einer Übung handelt, verliert er die Lust. Wer es allerdings versteht, seinen Collie im Spiel zu motivieren, der wird auch bei den schwierigsten Gehorsamsprüfungen stets einen zuverlässigen Sportkameraden in ihm finden.
Collies sind temperamentvoll und spielfreudig, ein Leben lang. Sie wollen täglich laufen, Neues erleben und Abwechslung haben. In einem noch so großen Garten bewegt sich der Collie auf sich selbst gestellt kaum, rennt höchstens kläffend ein paar Krähen nach. Als ursprünglicher Hütehund braucht er viel Bewegung, er will seine Muskeln strecken und sich austoben. Ausgedehnte Spaziergänge in Wald und Flur sind dem Collie eine reine Freude, denn er hat nicht die Neigung, sich von seinem Herrn zu entfernen oder gar zu wildern. Er macht auf vieles am Wegesrande aufmerksam, was wir übersehen könnten, bestaunt interessiert einen Igel oder eine Kröte. Auch wenn er mal einem Häschen nachläuft, lässt er sich sofort zurückrufen. Noch eine schöne Eigenschaft des Collies ist, dass er nicht streunt. Abgesehen von liebeskranken Rüden, die auf Freiersfüßen wandeln oder einer heißen Hündin, die auf Partnersuche ist, verlässt in der Regel kein Collie freiwillig sein Grundstück, auch wenn es ihm ein Leichtes wäre, durch Löcher in der Hecke zu kriechen oder über niedrige Jägerzäune zu setzen. Wer passt zum Collie:
Der Collie ist ein sensibler Hund, der sich den verschiedenen Menschentypen anzupassen vermag. Er braucht viel Liebe und Verständnis, er verträgt keine unangebrachte Härte, und ein launischer Charakter verunsichert ihn. Der Collie ist unglücklich, wenn er viele Stunden am Tag allein gelassen wird, er verkümmert seelisch, wenn er ein Zwingerleben fristen muss. Das heißt nicht, dass man ihn nicht stundenweise allein lassen könnte, aber er darf nicht nur zum Spazierengehen “hervorgeholt” werden. Der Collie ist ideal für Menschen, die bereit sind, einem Hund viel Zärtlichkeit zu schenken, die das Schöne lieben, die Freude am farbenträchtigen Langhaar haben, die einen im Hause angenehmen, im Freien lebhaften Hund suchen der ohne aufwendige Erziehungsmaßnahmen ein angenehmer Begleithund ist, den man sorglos überallhin mitnehmen kann. |